Story: Deception in the Shadows

Story: Deception in the Shadows

Prolog

Ich sah mich um, wusste nicht, wohin ich jetzt gehen sollte. Der Flur, durch den ich vor ein paar Stunden geführt wurde, fühlte sich jetzt völlig fremd an. Was hatte ich eigentlich vor? Nick zu retten… Wie denn? Schaffe ich das überhaupt? Was, wenn ich allen noch mehr schade?

Mir stockte der Atem. Ich hörte eine Stimme, direkt im Zimmer nebenan. Sollte ich mich trauen und reingehen? 

Ich sammelte mich und drückte die Türklinke langsam runter. Als es quietschte, zuckte ich zusammen. Das Geräusch musste laut gewesen sein, denn ich hörte Schritte, die auf mich zukamen. Schritte, die langsam näher kamen und lauter wurden.

Plötzlich wurde mir klar: Es gibt keinen Ausweg. Es ist vorbei. 

Kapitel 1

„Ich heiße Bethany. Ihr könnt mich gerne Beth nennen“, begrüßte uns die Gastmutter mit einem Lächeln“Mein Ehemann Edward ist auf Geschäftsreise und kommt heute nicht nach Hause.“

Nick sah mich ungläubig an. Er hatte vermutlich kein Wort verstanden – sein Englisch war nicht besonders gut. Linus musste grinsen. Ich ignorierte ihn und nickte Beth freundlich zu.

Vor ein paar Wochen hätte ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier sitzen würde – mitten in einem fremden Haus, irgendwo in England. Der Schüleraustausch war eigentlich nicht meine Idee gewesen. Linus hatte mich überredet. „Eine Woche in England – Gemeinsam Urlaub! Keine Schule!“ hatte er gesagt. Mein Vater fand es cool, meine Mutter allerdings… na ja. „Frederik, meld dich jeden Tag, ja? Und pass auf dich auf!“ Hätte mich nicht gewundert, wenn sie heimlich einen GPS-Tracker in meinen Koffer gepackt hätte.

Wir stellten uns schnell vor, bevor wir zu essen begannen. Es gab Gulasch – genau das Richtige nach der langen Busfahrt. Ich merkte, wie die Müdigkeit langsam in meinen Körper kroch. Das Haus war gemütlich, aber trotzdem fühlte sich alles fremd an. Vielleicht lag es an der Stille, die immer wieder ins Gespräch sickerte.

Unser Zimmer lag im ersten Obergeschoss, direkt neben Beths. Es war schlicht eingerichtet: drei Betten, Schränke mit Schubladen und ein kleines Bad, das direkt an unser Raum grenzte. Nichts Besonderes. Die Dielen knarrten leise, als ich zum Fenster ging und hinaussah. Draußen war es mittlerweile stockdunkel, nur die Straßenlaterne warf ihr flackerndes Licht auf die feuchte Einfahrt.

„Heute wird nur entspannt!“ hatte Beth gesagt. Aber wir drei – meine besten Freunde Nick, Linus und ich – hatten andere Pläne. Ein Clash of Clans-Turnier. Nick würde sicher wieder Letzter werden.

Nick hatte verloren. Wie erwartet. Nur… er wirkte seltsam wütend. Nicht wie sonst, für fünf Minuten. Sondern seit einer ganzen Stunde.

„Sollen wir ihn nochmal ansprechen?“ fragte ich Linus unsicher.

„Keine Ahnung… Er ist ja direkt nach der Niederlage wortlos nach unten gegangen. Vielleicht hätten wir ihn nicht auslachen sollen. Aber es war doch nicht mal ernst gemeint.“ Linus klang genauso verwirrt wie ich.

Es war komisch. Normalerweise hätte Nick längst wieder normal mit uns geredet, vielleicht sogar selbst darüber gelacht. Aber diesmal nicht.

Schließlich entschieden wir uns, ihm nachzugehen und uns zu entschuldigen. Schließlich war es unser Fehler, dass er sauer war.

„Tut uns leid.“ murmelte Linus.

„Wir wussten nicht, dass du es so ernst nimmst. Sonst hätten wir dich nicht ausgelacht. Wirklich.“ Ich übernahm das Reden.

Stille. Keine Reaktion. Er stand am Fenster, den Rücken zu uns gewandt.

Wir tauschten unsichere Blicke aus und drehten uns schließlich um, um zu gehen.

„Immer.“ Nicks Stimme durchschnitt plötzlich das Schweigen. „Ich bin immer der, der ausgeschlossen wird. Was habe ich euch je angetan? Ich habe es nicht verdient, so behandelt zu werden. Nicht von euch. Ich dachte… wir wären Freunde?“ Seine Stimme war kaum mehr als ein ersticktes Flüstern.

Meine Hände wurden kalt. Für einen Moment fühlte es sich an, als wäre alles um uns herum ein Stück weiter weggerückt. „Verdammt…“ Mehr brachte ich nicht heraus. Ich sah Linus an, suchte nach Worten, nach irgendetwas – aber alles fühlte sich falsch an. Also schwieg ich einfach.

Draußen zuckte ein Blitz über den Himmel. Für einen Moment warf das Licht Nicks Spiegelbild in der Fensterscheibe zurück – sein Gesicht wirkte fremd. Dann war es wieder dunkel.

Kapitel 2

Beth kam runter und merkte die angespannte Situation zwischen uns.

„Was ist denn los? Ihr solltet euch doch freuen in England zu sein!“ 

Linus murmelte eine ausweichende Antwort vor sich hin, die niemand verstehen konnte. Das war aber auch nicht das Problem. Ich beobachtete Nick, der immer noch am Fenster stand – die Hände zu Fäusten geballt. Sein Blick blieb auf dem Regentropfen am Fenster haften.

Die Gastmutter setzte ihr freundliches Lächeln auf und ihre beruhigende, aber gleichzeitig besorgte Stimme durchbrach die Stille. „Geht doch nach oben, packt noch ein bisschen aus, okay?“

Eine billige Ausrede. Sie wollte mit Nick allein reden. Schaffte sie das? Sie kannte ihn kaum. Beth schaute zu Nick, er reagierte jedoch nicht und sah noch immer aus dem Fenster. Er schaute weiterhin auf den Regentropfen, doch etwas änderte sich. Seine Augen wirkten leblos, sein Blick war jedoch nicht zu deuten. 

Linus fasste mich sanft am Arm und zog mich mit sich nach oben.

„Denkst du, es wird bald wieder alles gut?“ fragte mich Linus mit unsicherem Blick, während ich keine Ruhe gab und im Zimmer nur auf und ab ging. Was passiert da unten? Was ist mit Nick los? Warum hat er so reagiert? Er schien so wütend und dennoch traurig zu sein. So einen Blick kannte niemand bei ihm. Also musste er es ernst gemeint haben. Aber irgendwas anderes war auch in seinen Blick… Enttäuschung?

Linus schaute mich erwartungsvoll an, doch ich hatte keine Antwort. Ich wollte gar nicht antworten. Ich hatte viel zu große Angst vor einer Antwort, also blieb ich einfach still.

„War das nur wegen dem Spiel? Oder auch was anderes?“ vorsichtig fing Linus wieder an.

Ich gab wieder keine Antwort. 

„Nick ist halt manchmal eigenartig.“ wollte mich Linus nach einer Weile beruhigen. Doch ich wusste dass es diesmal anders war. So war Nick nie, auch in seinen Phasen nicht.

Ich verließ das Zimmer, obwohl ich selbst nicht wusste was ich damit bezwecken wollte. Also fing ich an, auf und ab im Haus zu gehen. Als ich an der Tür des Wohnzimmers vorbeiging, hörte ich eine Stimme. Beths Stimme – leise, aber eindringlich. Ich zögerte kurz, entschied mich dann aber doch zu lauschen.

„Nick, du kannst mit mir reden. Ich mache mir Sorgen.“

Er antworte erstmal nicht, dann flüsterte er „Wegen mir muss sich niemand Sorgen machen.“

„Bitte. Ich weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist.“

Ich hielt inne. Ich lag also richtig. Sie merkte das auch.

Dann kam eine Antwort, ein einziges Wort: „Zu spät.“

Ein Schauer jagte über meinem Rücken. Seine Stimme… war plötzlich so anders… Ich wich einen Schritt nach hinten. Was meinte Nick damit? Wieso sagte Beth nichts? Ich drehte mich um und rannte nach oben. 

Ich setzte mich auf dem Bett. Mein Herz hämmerte. Linus lag auf seinem Bett und drehte sich zu mir um „Wie war dein Ausflug? Ist Nick wieder bei sich?“

„Zu spät… Für was?“ dachte ich laut.

„Was?“ Linus sah mich verwirrt an, doch da vibrierte mein Handy. Ich hob es auf, hatte jedoch nicht vor jetzt auf irgendwelche „Berichte mir über die Lage bei euch“-Nachrichten von meiner Mutter zu antworten.

Musste das jetzt echt sein? Ich hatte meiner Mutter doch erst vor einer Stunde geschrieben. Ich entsperrte genervt den Display. Doch… Es war nicht meine Mutter. Es war Nick.

„Du wirst es bald verstehen.“

Ich fühlte die Gänsehaut auf meinen Armen. Ich zeigte Linus stumm die Nachricht.

Linus runzelte die Stirn: „Was soll das jetzt heißen?“ Als ich nicht antwortete, setzte er sich neben mich.

„Nick, was meinst du?“ schrieb ich zurück.

Kein Häkchen. Kein „online“. Nick ist einfach weg.

Ich rannte hinunter zu Beth, ich musste wissen was sie Nick gesagt hatte. Hektisch öffnete ich die geschlossene Tür, und Beth saß immer noch auf dem Sofa. Ein Schatten lag auf ihrem Gesicht und sie musste mich beachtet haben, dennoch reagierte sie nicht. 

„Was hast du Nick gesagt?“ brüllte ich sie an. Sie hob ihren Kopf langsam hoch, stand in aller Ruhe auf. 

„Du weißt mehr, als du zugibst!“ ich ließ mich auf ihrer Ruhe nicht ein. 

Sie schlenderte zu mir. Erst da sah ich ihr Gesicht – den Tränen nahe. Ich spürte ihre Arme um mich, und wir standen einfach nur da – schweigend.

Ich wusste nicht wie lange wir da standen, aber ich musste zu Linus hoch. Ich hatte zu tun, also löste ich mich langsam aus ihrer Umarmung.

„Ich… gehe hoch.“ murmelte ich.

Beth nickte nur. Ich wollte sie nicht allein lassen, doch ich musste herausfinden was mit Nick los war. Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging hoch.

Ich setzte mich auf meinem Bett. Linus lag wieder auf seinem Bett, den Rücken zu mir gewandt. Linus und ich redeten über Nick, was mit ihm möglicherweise passiert war. Ich hörte Schritte auf dem Flur. War es Beth? Natürlich. Wer sonst?

Die Tür öffnete sich. Nick stand im Türrahmen. Sein Gesicht lag im Schatten, aber seine Augen sahen… anders aus.

„Was flüstert ihr da?“ Seine Stimme war ruhig, viel zu ruhig.

Ich schluckte. „Nichts. Wir wollten schlafen.“

Nick nickte langsam. Er setzte ein kleines, unpassendes Lächeln auf. 

„Gut. Dann schlaft schön.“ sagte er bevor er die Tür leise zuzog. 

Kein Wort fiel zwischen Linus und mir. Doch in unseren Blicken lag dasselbe unausgesprochene Wissen: Diese Nacht würde alles verändern.

Kapitel 3

Der nächste Morgen war merkwürdig still. Als ich die Augen aufschlug, war Nick bereits wach. Er saß aufrecht in seinem Bett, die Arme um die Knie geschlungen, und starrte auf die Wand. Der Raum war dunkel, nur das schwache Licht der Sonne drang durch das Fenster. Linus schnarchte leise neben mir, und irgendwo unten hörte ich Beth, die uns zum Frühstück rief.

Nick reagierte nicht. Kein Wort. Kein Blick. Einfach nur Stille.

„Alles okay?“ fragte ich vorsichtig.

Er zog den Blick von der Wand ab und sah mich nur kurz an. „Ja. Alles gut.“ Doch es klang alles andere als gut. Seine Stimme war hohl, irgendwie leer. Und trotzdem sagte ich nichts weiter. Was sollte ich auch sagen? Ich kannte Nick. Aber was war mit ihm los?

Beim Frühstück war er immer noch der gleiche: still, abwesend. Beth schaute öfter zu ihm rüber, aber sie sagte nichts. Linus und ich versuchten, das Ganze zu überspielen, aber es war schwer. Diese Stille, die ihn umgab, war unangenehm.

Nach dem Frühstück zogen wir uns in unser Zimmer zurück, um uns für den ersten Schultag vorzubereiten. Jeder von uns war mit seinen Gedanken beschäftigt. Nick schien ruhiger als am Abend zuvor. Vielleicht war es doch nur eine Phase. Vielleicht würde er sich wieder fangen. Doch irgendetwas sagte mir, dass es nicht so einfach war.

Wir nahmen den Bus zur Schule. Die Fahrt war kurz, aber lang genug, dass ich es wieder bemerkte: Nick redete nicht. Er starrte aus dem Fenster, der Blick leer. Ich versuchte, mit ihm zu sprechen, doch er wich immer aus. „Ja, klar.“ „Schon okay.“ Aber es war nicht okay. Gar nicht. Und Linus spürte das genauso.

Als wir die Schule erreichten, war alles wie erwartet. Schüler liefen lachend über den Hof, Lehrer unterhielten sich mit Kollegen. Die typische Eile eines Schultages.

Im Klassenraum, nachdem uns ein älterer Schüler durch die Schule geführt hatte, war es wie erwartet: Schüler schrieben und tuschelten miteinander, nichts Besonderes. Der Lehrer stand vorne, erklärte etwas zu einem Arbeitsblatt, aber niemand schien wirklich interessiert zu sein. Es war einfach der normale Schulalltag.

Alles normal. Bis es plötzlich nicht mehr normal war.

Ein Schrei. Laut. Panisch.

Dann ein Knall. Ein Schuss.

Das war der Moment, der alles veränderte.

Schüler rannten in alle Richtungen, Lehrer schrien Befehle. Die Geräusche von zersplitterndem Glas, das Stürzen von Tischen und Stühlen. Chaos. Panik. Ich blieb wie gelähmt stehen. Meine Hände wurden eiskalt.

„Amoklauf!“ hörte ich jemanden schreien.

Mein Herz raste. Ein Warnsignal ging in meinem Kopf los. Was war hier los? War das echt? War es ein Scherz? Aber die Schreie waren real. Die Panik war real.

„Nick!“ Ich rief seinen Namen, doch er war nirgends zu sehen. Das ganze Gebäude war plötzlich wie ein riesiges, lautes Durcheinander.

„Frederik, wir müssen raus!“ Linus packte mich am Arm, seine Stimme panisch.

Aber ich hörte ihn kaum. Mein Blick raste durch die Menge. Wo war Nick? War er auch noch da? War er in Gefahr?

„Nick ist noch drin!“ schrie ich, ohne wirklich nachzudenken.

Linus zog mich an der Schulter. „Bist du verrückt? Wir müssen hier raus!“

Aber ich konnte nicht. Ich konnte ihn nicht einfach alleine lassen. Nick war immer der ruhigere von uns, der, der nie wirklich auffiel. Aber was, wenn er jetzt in Gefahr war?

„Frederik, komm jetzt!“ Linus drängte mich, doch ich riss mich los.

„Frederik!“ hörte ich ein letztes mal, doch ich rannte.

Es war nicht Überlegt. Es war nicht sicher. Aber ich konnte es nicht anders. Wenn Nick wirklich im Haus war, musste ich ihn finden. Ich musste sicherstellen, dass es ihm gut ging.

Der Schulhof war jetzt genauso chaotisch wie das Gebäude. Leute rannten an mir vorbei, Panik und Angst in ihren Gesichtern. Ich hörte die lauten Schritte von anderen, die wie ich versuchten, sich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Doch ich wollte nicht weglaufen. Ich musste Nick finden.

Ich raste die Flure entlang, drückte an Türen, die verschlossen waren. Schreie hallten durch das Gebäude. Die Spannung war unerträglich.

Endlich traf ich auf ein Klassenzimmer, das offen war. Ich trat ein und sah mich sofort um. Der Raum war leer, aber es herrschte eine seltsame Anspannung in der Luft. Die Stühle standen unordentlich, als wären sie hastig beiseite gerückt worden. Ein paar persönliche Gegenstände lagen verstreut auf den Tischen. Kein Lehrer, keine Schüler, nur diese bedrückende Stille.

Mein Herz schlug schneller. Wo war Nick? Hatte er sich versteckt?

Ich ging weiter und öffnete die nächste Tür, doch auch hier fand ich nur Leere. Der Flur war still, und es war, als ob die gesamte Schule den Atem anhielt.

Ich atmete tief durch. Mein Kopf war ein einziges Chaos. Ich wusste, dass ich weitermachen musste. Ich musste ihn finden. Aber etwas in meinem Bauch sagte mir, dass ich nicht allein suchen konnte. Dass ich nicht allein suchen sollte.

Kapitel 4

Die Schule war still. Zu still. Die Luft war von einer dichten, grauen Wolke erfüllt. Die Fenster waren zerschlagen, und der Boden war bedeckt von irgendwelchen zerbrochenen Teilen. Ich lief durch die Gänge, meine Schritte hallten in der Stille wider. Ich hatte keinen Plan, was hier gerade vor sich ging. Mein Herz raste, und ein unbestimmtes Gefühl von Panik kroch in mir hoch.

Wo war Nick? Wo war er?

Ich drückte mich an den Wänden entlang, versuchte, mich von den verstreuten, aufgewühlten Trümmern fernzuhalten. Jedes Geräusch, jedes Knarren der alten Gebäude ließ mich zusammenzucken. Das Rauschen der Feuerwehrsirenen holte mich zurück in die Realität. Ich musste ihn finden. Und das schnell.

Am nächsten Zimmer angekommen, hörte ich Geräusche. Ich näherte mich vorsichtig. Ich legte meine Hand wachsam auf die Türklinke. Als ich die Tür öffnete, erstarrte ich. Vor mir standen Schüler. Sie schauten mich an, ihre Gesichter waren blass, ihre Augen weit aufgerissen. Manche weinten. Die Luft war schwer von Angst. Aber sie waren nicht alleine.

Nick stand vorne, die Waffe in der Hand. Kein Zögern in seinen Augen. Kein Zweifel. Er hatte die Kontrolle über diese Klasse übernommen. Der Raum war leise, fast wie ein Grab. Der Blick in Nicks Augen war leer, aber irgendwie auch entschlossen. Nick, den ich als Freund gekannt hatte, war nicht mehr da. Er war jemand anderes geworden.

„Frederik“, sagte er ruhig, seine Stimme so kalt wie der Raum selbst. „Du bist also doch gekommen. Aber zu spät.“

Mein Herz zog sich zusammen. Ich wollte schreien, ihn anflehen, aber meine Worte blieben in meinem Hals stecken. Der Nick, der vor mir stand, war nicht der Nick, den ich kannte. Und doch war er es. Irgendwie.

Ich nahm einen Schritt auf ihn zu, aber ein flackerndes Bild durchzog meinen Kopf. Es war ein Flashback. Eine Erinnerung aus der Zeit, bevor all das hier passiert war. Nick war oft anders. Er hatte sich ausgeschlossen gefühlt. Immer. Wir hatten nie wirklich darüber gesprochen, nicht so, wie wir es hätten tun sollen. Wir hatten ihn nie gefragt, was er durchmachte. Nie wirklich verstanden, was in ihm vorging.

Ich erinnerte mich daran, wie er sich oft abseits hielt, wie er abweisend wurde, wenn wir versuchten, ihm näher zu kommen. Ich hatte es nie wirklich ernst genommen. Ich hatte nie geglaubt, dass er so weit gehen würde. Dass es irgendwann so weit kommen würde.

„Nick…“, flüsterte ich, mein Blick auf die Waffe in seiner Hand gerichtet. „Was hast du getan?“

Er lachte, aber es war kein echtes Lachen. Es war scharf und bitter. „Du verstehst es nicht, Frederik. Du hast nie verstanden, was es bedeutet, immer der Außenseiter zu sein. Niemand hat je wirklich hingeschaut. Ich habe immer alles für euch getan. Für uns. Aber das hier… das hier ist das einzige, was zählt.“

Ich konnte ihn nicht mehr erkennen. Der Nick, der in meinen Erinnerungen noch Freund war, schien nicht mehr zu existieren. Der junge Mann vor mir war ein Fremder, ein Mann, der sich von allem und jedem abgewandt hatte.

„Du hättest mir zuhören sollen“, fuhr er fort, und seine Stimme war fest. „Du hättest verstehen sollen, warum ich das hier tue. Aber jetzt… jetzt ist es zu spät. Du kannst nicht zurück.“

Meine Gedanken rasten, aber sie konnten sich nicht festhalten. Wie hatte es nur so weit kommen können? Wie konnte ich nicht bemerkt haben, wie tief er wirklich gefallen war? Und warum war ich jetzt hier, vor ihm, als er sich der Welt auf diese Weise entgegengestellt hatte?

„Nick, bitte“, sagte ich mit brüchiger Stimme. „Lass uns zusammen einen Weg finden. Du musst das nicht tun. Du bist nicht allein.“

Er schüttelte den Kopf, und für einen Moment glaubte ich, etwas wie Traurigkeit in seinen Augen zu sehen. Doch das war nur ein flüchtiger Augenblick. Ein Wimpernschlag.

„Du bist zu spät, Frederik“, wiederholte er, und dieses Mal klang es endgültig. „Es gibt keinen Weg zurück.“

Er trat einen Schritt näher. Die Waffe in seiner Hand schwang bedrohlich, als er sie auf mich richtete.

Die Zeit schien stillzustehen. Ich wusste, dass irgendetwas kommen würde. Irgendetwas, das alles verändern würde. Aber was? Sollte ich mich gegen ihn stellen? Sollte ich versuchen, ihn zu stoppen? Hatte ich überhaupt noch eine Wahl?

Nick atmete tief ein, und seine Augen brannten mit einer Entschlossenheit, die mich erstickte.

Dann klickte der Sicherheitshebel.

Kapitel 5

Nick hielt die Waffe weiterhin auf mich gerichtet. Das leise Klicken des Sicherheitshebels hallte in meinem Kopf nach. Mein Herz raste. Die Luft im Raum war stickig, voller Angst, voller unausgesprochener Worte.

Draußen war die Polizei mittlerweile angekommen. Durch die zerbrochenen Fenster hörte ich das Knacken von Funkgeräten, das Dröhnen einer Lautsprecherstimme. Sie forderten ihn auf, sich zu ergeben. Ich sah, wie seine Finger sich kurz verkrampften, die Waffe fester umschlossen.

„Nick, hör mir zu.“ Meine Stimme war ruhig – ruhiger, als ich mich fühlte. „Du musst das nicht tun.“

Er lachte leise, aber es klang hohl. „Natürlich muss ich das. Ich bin längst zu weit gegangen. Glaubst du, die werden mir vergeben? Glaubst du, ich kann einfach rausgehen und alles wird gut?“ Seine Augen flackerten.

Ich machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu. „Es geht nicht darum, was sie glauben. Es geht darum, was du willst. Willst du wirklich, dass das hier dein Ende ist?“

Er starrte mich an, als hätte ich etwas Dummes gesagt. Dann zeigte er mit der Waffe auf sich selbst, dann auf mich. „Es gibt nur zwei Möglichkeiten, Frederik. Ich gehe hier nicht lebend raus. Und du vielleicht auch nicht.“

Draußen wurde es lauter. Jemand schrie Anweisungen, Schritte näherten sich. Die Polizei würde nicht mehr lange warten.

Ich musste ihn erreichen. Jetzt.

„Du bist kein Monster, Nick“, sagte ich leise.

Er zuckte zusammen. „Doch. Bin ich.“

„Nein“, widersprach ich. „Ich kenne dich. Du bist mein Freund.“

Seine Augen flackerten wieder. Wut und Schmerz kämpften in seinem Blick. „Freund?“ Er spuckte das Wort fast aus. „Du hast mich nie verstanden. Niemand hat das.“

Mein Magen zog sich zusammen. Vielleicht hatte er recht. Vielleicht hatte ich ihn nie wirklich verstanden. Aber das hier – das war nicht die Lösung.

„Ich hätte mehr für dich da sein müssen“, sagte ich. Es war keine Lüge. „Aber das bedeutet nicht, dass alles verloren ist.“

Seine Finger zuckten an der Waffe. Ein Zittern lief durch seine Schultern.

Draußen wurde ein Countdown gezählt. Fünf… vier… drei…

Mein Puls dröhnte in meinen Ohren. Ich streckte vorsichtig eine Hand aus. „Nick, bitte. Leg die Waffe weg.“

Er schwankte. Ich sah es. Den Bruchteil einer Sekunde, in dem er nicht mehr sicher war.

Ein lauter Knall zerriss die Stille. Dann kam der Schmerz – brennend, schneidend, als würde meine Seite in Flammen stehen. Meine Beine gaben nach, ich stolperte, fiel.

Die Polizei hatte mich getroffen.

„NEIN!“ Nicks Schrei durchschnitt die Luft.

Die Waffe rutschte aus seinen Fingern, klapperte auf den Boden. Seine Augen waren weit aufgerissen, als könnte er nicht begreifen, was gerade passiert war. Um uns herum verschwamm alles – die Stimmen der Polizisten, das Klirren ihrer Ausrüstung, das hektische Trampeln von Stiefeln.

Nick sank auf die Knie. Kein Widerstand. Kein Fluchtversuch. Nur noch Erschütterung.

Starke Hände packten mich, legten mich vorsichtig hin. Stimmen redeten auf mich ein, aber ihre Worte ergaben keinen Sinn. Mein Blick suchte Nick.

Er sah mich an. Und für einen Moment war alles still.

Keine Waffe. Kein Hass. Nur zwei Freunde, die nie wirklich verstanden hatten, wie alles so weit kommen konnte.

Ich versuchte zu atmen, aber meine Lunge fühlte sich an, als würde sie mich im Stich lassen.

Nick ließ den Kopf sinken, als hätte er endlich verloren – nicht gegen die Polizei, sondern gegen sich selbst. „Es… es tut mir leid.“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.

Dann zogen sie ihn hoch, legten ihm Handschellen an. Aber er wehrte sich nicht.

Ich spürte, wie jemand Druck auf meine Wunde ausübte, während eine Stimme mir sagte, ich solle durchhalten. Dass Hilfe unterwegs sei.

Vielleicht würde ich es. Vielleicht würde ich überleben.

Aber eines wusste ich mit absoluter Sicherheit:

Diesen Tag würde ich nie vergessen.

Rechtschreib-, Grammatikfehler etc. von ChatGPT korrigiert

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