Wie radioaktiv sind deine Zähne?

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In den 1950er Jahren entdeckten amerikanische Zahnärzte eine alarmierende Tatsache: Die Milchzähne von Kindern wiesen erhöhte Radioaktivität auf, und die Werte stiegen jährlich an. Diese Radioaktivität stammte nicht aus der unmittelbaren Umgebung, sondern von Atomwaffentests, die Tausende Kilometer entfernt durchgeführt wurden.
Während des Kalten Krieges führten die USA und die Sowjetunion zahlreiche oberirdische Atomwaffentests durch. Diese Tests setzten radioaktive Isotope wie Strontium-90 (^90Sr) frei, die über die Atmosphäre weite Strecken zurücklegten und schließlich auf Weideflächen niedergingen. Kühe fraßen das kontaminierte Gras, wodurch ^90Sr in die Milch gelangte, die von Kindern konsumiert wurde. Aufgrund seiner chemischen Ähnlichkeit zu Calcium reichert sich ^90Sr in Knochen und Zähnen an.

Um das Ausmaß dieser Kontamination zu untersuchen, initiierte das Ehepaar Dr. Eric und Dr. Louise Reiss 1959 die sogenannte „Milchzahn-Untersuchung“ in St. Louis. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern wie Barry Commoner sammelten sie über 320.000 Milchzähne von Kindern unterschiedlichen Alters. Die Analysen zeigten, dass bei Kindern, die 1963 geboren wurden, die ^90Sr-Werte bis zu fünfzigmal höher waren als bei Kindern, die vor Beginn der Atomtests geboren wurden.

Diese alarmierenden Ergebnisse trugen dazu bei, dass die USA, die Sowjetunion und Großbritannien am 5. August 1963 den Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser unterzeichneten, der am 10. Oktober 1963 in Kraft trat (Titelbild). Dieser Vertrag verbot oberirdische Atomtests, wodurch die Freisetzung von radioaktiven Isotopen wie ^90Sr in die Atmosphäre reduziert wurde.

Obwohl die oberirdischen Tests eingestellt wurden, haben einige dieser radioaktiven Isotope Halbwertszeiten von Jahrzehnten bis Jahrhunderten, was bedeutet, dass ihre Auswirkungen noch lange spürbar sein können.

Diese Erkenntnisse zeigen, wie weitreichend die Folgen menschlichen Handelns sein können und wie wichtig es ist, verantwortungsbewusst mit Technologien umzugehen, die langfristige Risiken bergen. Der Kampf gegen die nukleare Bedrohung ist noch nicht vorbei. Es liegt an uns, dafür zu sorgen, dass Atomtests und der Einsatz von Kernwaffen endgültig der Vergangenheit angehören.


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